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Wiener diözesane Schulexpertin Mann: Altersgerechte Informationen sowie Bewahrung von Kindheit und Intimität bei Liebe und Sexualität wären zentrale Themen

01.06.2015

In der Diskussion über die Neuordnung der Sexualkunde in Österreich fordert die Schulamtsleiterin der Erzdiözese Wien, Christine Mann, vom Bildungsministerium eine offene Debatte über Werte, Rechte und Pflichten von Schule und Eltern sowie über Grundsätze der Sexualerziehung. Zu dem notwendigen Austausch über grundgelegte Werte sei es bisher nicht gekommen, bemängelte die Schulexpertin am Montag in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber „Kathpress“. Der Entwurf dürfe nun nicht erneut nur „in einer kleinen verschworenen Gruppe der Gleichgesinnten zähneknirschend mit einigen Worthülsen ein wenig nachgebessert werden“.

Kritisch bemerkte Mann, dass das Ministerium im Vorfeld des im März veröffentlichten Erlassentwurfes nicht mit den Schulpartnern gesprochen habe, trotz der „zentralen und auch ideologisch sehr belasteten Fragen“. Damit sei die Chance verabsäumt worden, die Fragen nach vielfältigen Familienbildern und nach grundlegenden Werten ohne öffentlichen Druck zu diskutieren, was ein „demokratiepolitisch unerwünschtes Signal“ sei. Mann: „Ein solch grundlegender Austausch, der nicht nur Werte allgemein beschwört, sondern sich zusätzlich dem Anspruch stellt, welche Werte denn in pluraler Gesellschaft mit immer schmälerer gemeinsamer Wertebasis eigentlich gemeint sind, hätte einen echten Fortschritt gebracht.“

In der Debatte gehe es vor allem „um die grundlegenden Werte von sinnvoller altersgerechter, und im Idealfall nachgefragter, Information einerseits und der Bewahrung von Kindheit und der Intimität, ja des Geheimnisses von Liebe und Sexualität andererseits“, so die Schulamtsleiterin der Erzdiözese Wien, die von einer „Gefahr von Banalisierung und traurigem Pragmatismus“ sprach.

Die zahlreichen Reaktionen auf die Ankündigung des Ministeriums wertete Mann hingegen als ein „erfreuliches Signal, dass Eltern ihre ursprüngliche und unvertretbare Verantwortung wahrnehmen wollen – noch dazu in einem solch prägenden Bereich“. Als Selbstverständlichkeit seien die Rückmeldungen nicht anzusehen, laufe heute der Trend doch dahin, dass viele Agenden in die Verantwortung der Schulen verschoben würden – womit diese wiederum Gefahr laufe, ihr eigentliches Kerngeschäft nicht mehr bewältigen zu können.

Als Ausweg aus der „verfahrenen Situation“ schlug Mann den Blick auf gemeinsame Ziele aller vor, darunter der Missbrauchs-Schutz oder der Dienst daran, dass Kinder „weder auf der Straße noch über Internetpornos aufgeklärt werden“. Darüber hinaus dürfe jedoch trotz der „neuen Vielfalt“ von Familienrealitäten die klassische Vater-Mutter-Kind(er)-Familie nicht einfach als „Auslaufmodell“ übergangen werden – schon aufgrund des Blicks auf die dramatische Alterung der europäischen Gesellschaft. „Man wird doch auch wieder einmal sagen dürfen, dass es ein großes Glück bedeutet, einem Kind das Leben zu schenken und es aufzuziehen“, so die Schulamtsleiterin.

Eine „Genderideologisierung“ habe das Bildungsministerium bisher niemals „so deutlich in ihrer anthropologischen Dimension offengelegt“, nachdem es bisher meist bloß um Angelegenheiten wie etwa gendergerechte Formulierungen in Schulbüchern gegangen war, beobachtete Mann. Mit Kritik daran würde man derzeit schnell die „Reaktionärskeule“ angedroht bekommen, doch lasse es sich damit recht gut leben angesichts der breiten gesellschaftlichen Zustimmung, wie die Schulamtsleiterin hervorhob.

Dieser Text stammt von der Webseite http://kathpress.at/site/nachrichten/database/70318.html des Internetauftritts der Katholischen Presseagentur Österreich.
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